(Foto: Liane Merkle)
Mudau. (lm) Wie man mit der Heilkraft der Nadelbäume gut durch den Winter kommt, erfuhren 20 interessierte Mudauer in kurzweiligen drei Stunden von der Kräuterpädagogin und Fachberaterin für essbare Wildkräuter Sigi Wünst, die auf Einladung der Siedler- und Gartenfreunde Mudau diese ungewöhnliche „Indoor-Kräuterwanderung“ durch „Doktor Wald“ in der örtlichen Schul-Aula leitete.
Dabei erfuhr man die Antworten auf Fragen wie „Wie viele Nadeln hat eine Tanne oder eine Fichte bei zwei Meter Höhe?“ oder „Wie kann man Fichten, Tannen, Kiefern und Douglasien unterscheiden?“ Sigi Wünst führte unterhaltsam und lehrreich durch den Wald und seine Geschichte.
So wurde beispielsweise deutlich, wie abhängig unsere Vorfahren von dem Wissen um die Natur waren, und zwar zu jeder Jahreszeit. Da der Winter in unseren Breiten nicht unbedingt als Erntereich bekannt ist, war man bezüglich Nahrung, Medizin, Heiz- und Baumaterial auf das Nadelgehölz angewiesen.
Sehr vielseitig sind dabei die diversen Zapfen, deren Samen sich zur Ölgewinnung, aber auch zum Rösten eignen wie Bucheckern, aber die als Ganzes auch zu Heizzwecken nicht zu verachten sind. Aus den Nadeln der Fichte, aber auch anderer Nadelgehölze mit Ausnahme der sehr giftigen Eibe, kann man leckere Tees brühen.
Die Nadeln eignen sich darüber hinaus zur Herstellung von Badesalzen und Franzbranntwein ebenso wie für süße, salzige oder Wald-Gewürze. Ihr Einsatz ist unglaublich vielseitig wie die Kräuterpädagogin eindrucksvoll erläuterte und auch praktisch demonstrierte.
Nach der Herstellung eines ebenso duftenden wie pflegenden und entspannenden Badesalzes, zeigte Sigi Wünst ihren wissbegierigen Seminarteilnehmern unter deren begeisterter praktischer Einbeziehung, wie die sogenannte „Pechsalbe“, auch „Harzbalsam“ genannt, hergestellt wird.
Dabei erläuterte sie, wie das Harz (Pech) der Fichten, Tannen oder Lärchen richtig „geerntet“ wird, das als Apotheke für Baum, Tier und Mensch gilt und das mit ausschließlich positiven Eigenschaften gesegnet ist: Entzündungshemmend, antibakteriell, pilztötend, desinfizierend, durchblutungsfördernd, wundheilend schleimlösend, erweichend, wärmend und schmerzlindernd. Also eindeutig „So ein Glück mit dem Pech“.
Leider war der Abend aus technischen Gründen auf 20 Personen begrenzt, aber Sigi Wünst lud ein, sich auf ihrer Internetseite www.sigiswildekueche.de über ihre aktuellen Angebote für Kräuterwanderungen oder Rezepte oder andere wissenswerte Kräutergeheimnisse zu informieren, denn neben ihrer Überzeugung von „Doktor Wald“ schwört die Fachberaterin in „Sigis Wilde Küche“ auch darauf, dass ein Essen ohne wilde Kräuter wie ein Sommer ohne Barfußlaufen ist.