“Unnerschernemer“ Urgestein feiert 90.

Traudl Schäfer, geb. Proll, bediente bis zum 88. ihre Gäste. (Foto: Liane Merkle)
Unterscheidental.  (lm)  Wurde früher die Frage gestellt „wo trefft ihr euch zur Versammlung“, bekam man stets die Antwort „natürlich in de Linne“. Gemeint war damit die alteingesessene und bis weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannte Gaststätte „Zur Linde“ mit der der Name Traudl Schäfer, geb. Proll, unzertrennlich verbunden war.

Seit 70 Jahren in Unterscheidental beheimatet und verwurzelt kann nun die ehemalige Linden-Wirtin am Montag als „Unnerschernemer Urgestein und auch Original“ ihren 90. Geburtstag feiern. In ihrer eigenen charmanten und heiteren Art hatte sie in all den Jahren bis zu ihrem 88. Geburtstag für unzählige Gäste für eine familiäre sowie heimelige Atmosphäre und Bewirtung gesorgt.

Jeder Gast wurde gleich bedient, ob es sich um einen Minister oder einen Bettler handelte, und so avancierte Edeltraud Schäfer bei vielen Einheimischen zur liebevollen Benennung als „Ferdnands Traudl“. Das Gasthaus „Zur Linde“ war ihr Leben und in den fast 70 Jahren als Linden-Wirtin galt sie nicht nur in Insiderkreisen als Schernemer Institution, sondern als festen Bestandteil in der örtlichen Gemeinschaft mit der Berechtigung auch mal etwas resoluter auftreten zu dürfen wenn es die Situation erforderte.

Reisen war neben der Linde ihre Leidenschaft und so gönnte sie sich über viele Jahre zweimal jährlich eine Auslandsurlaub mit Grimm-Reisen und lernte auf diese Art halb Europa kennen. Trotz ihres hohen Alters überstand sie eine Corona-Infektion erstaunlich gut und ist stolz und dankbar darauf, dass sie noch alleine in ihrer Wohnung leben und agieren kann.

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Dankbar ist Edeltraud Schäfer auch für ihre tolle Familie mit fünf Kindern, 13 Enkel und 15 Urenkel, die sie gut unterstützen und stets ein offenes Ohr sowie helfende Hände für das haben.

Glücklich ist die Jubilarin auch darüber, dass ihre jüngere Schwester Monika mit ihrer Familie in Mudau lebt und so ein inniger Kontakt besteht. Geboren wurde die heutige Jubilarin am 17. Januar 1932 in Gablonz in der damaligen Tschechoslowakei. Das Gasthaus „Zur Linde“ in Unterscheidental ist seit 1920 in Familienbesitz und wurde damals von Ferdinand Schäfer, Scheidentals erstem Fotografen, von Martin Halli unter dem Namen ,,Jägerlust“ erworben, wozu eine Erlaubnis aus dem Jahre 1906 noch heute einzusehen ist, obwohl es schon seit 1901 als Gaststätte in der Ortschronik zu finden ist.

Nach der Eheschließung von Reinhold und Edeltraud Schäfer im Jahr 1951 übernahm das junge Paar die bekannte Gaststätte, die die Jubilarin nach dem Tod ihres Mannes allein in gewohnt familiärer Weise und zum ausschließlichen Wohl ihrer treuen Gäste weiterführte. Denn die Wirtsleute Schäfer gehören zur Geschichte von Unterscheidental wie die „Linde“ selbst. Reinhold Schäfer war viele Jahre Feuerwehrkommandant, VfR-Vorsitzender sowie zusammen mit Ehefrau Edeltraud Organisator wunderschöner Ausflüge, an die man sich noch heute gerne erinnert.

Es verwundert also nicht, wenn das Gasthaus „Zur Linde“ Vereinslokal des VfR und der Forstbetriebsgemeinschaft Limes-Odenwald war und neben dem Limes-Bauern-, Montags- und Donnerstags-Stammtisch auch den Sonntags-Frühschoppen beherbergte. Im Gedenken an die wunderschöne Linde, die dem Lokal seinen Namen gegeben hat und die durch eine Kastanie zeitweise verdrängt worden war, pflanzten die Stammgäste „ihrer Wirtin“ zum Geburtstag vor fünfzehn Jahren wieder eine Linde vor die Tür, die inzwischen bereits ein stattlicher Baum ist. Traudl Schäfer kennt sich bestens im Ortsgeschehen sowohl in der Historie als auch in der Gegenwart aus.

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Auch mit 90 Jahren scheut sich die Jubilarin nicht, ihre Meinung in Gesprächen mit einzubringen. Der großen Gratulantenschar werden sich neben der Familie und Verwandte auch ehemalige Stammgäste, Vereinsvertreter, Freunde und Bekannte einfinden. Den Glückwünschen zum 90. Geburtstag schließt sich die NOKZEIT-Redaktion nachträglich gerne an.

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