„Hoffnung bringt Menschen in Bewegung“

„Hoffnung bringt Menschen in Bewegung“
„Hoffnung bringt Menschen in Bewegung“

Lena Marie Dold 2.v.li.) und Arno Meuter (li.) begrüßen die Teilnehmer. Anschließend sprachen Mitinitiator Klaus Brauch-Dylla (3.v.li.), Dekan Folkhard Krall (2.v.re.) und Sophia Chernenko. (re.), die selbst vor Putins Angriff flüchten musste zu den Versammelten. (Fotos: pm)

113. Ukraine-Mahnwache in Mosbach

Mosbach. (kbd) Zum 113. Mal trafen sich am vergangenen Samstag Menschen zur überparteilichen Mahnwache für Frieden und Solidarität mit der Ukraine. Anlässlich des dritten Jahrestags von Putins Überfall konnten Lena Marie Dold und Arno Meuter gut 50 Teilnehmer:innen begrüßen. Gemeinsam blickten sie auf die aktuelle Situation, gedachten der Opfer und setzten sich mit der Kraft der Hoffnung auseinander.

Die Vernunft der Hoffnung

Dekan Folkhard Krall stellte in seiner Rede die Frage: „Ist es vernünftig zu hoffen?“ und tauchte dazu in die europäische Geistesgeschichte ein. In den Mahnwachen-Teilnehmenden sah er „Experten für Hoffnung“. Sie hätten sich immer wieder auf den Weg gemacht, um trotz grausamer Nachrichten einander zu begegnen und sich zu vergewissern: „Wir finden uns nicht ab mit dem Grauen in der Welt, mit dem Leid eines Krieges.“

Krall erinnerte an den alten Mythos der Büchse der Pandora, in dem die Hoffnung als letzter Inhalt verblieb. Antike Philosophen hätten gezweifelt, ob Hoffnung Trost sei oder eine Vernebelung der Sinne. In der jüdisch-christlichen Glaubensgeschichte bringe Hoffnung Menschen in Bewegung. So habe Noah nach der Sintflut eine Taube ausgesandt, die mit einem Olivenzweig zurückkehrte – ein Symbol des Friedens.

Auch die Demokraten, die vor fast zweihundert Jahren mit der schwarz-rot-goldenen Fahne auf das Hambacher Schloss zogen, seien von Hoffnung getragen worden. Sie bedienten sich ihres eigenen Verstandes und nahmen ihr Schicksal in die Hand, den Spuren der großen Aufklärer folgend.

Krall erinnerte zudem an Martin Luther King, der der Macht der Hoffnung Worte gab, als er seinen Traum beschrieb: eine Welt, in der Menschen einander als Brüder und Schwestern erkennen. Hoffnung, so Krall, bedeute nicht, die Wirklichkeit zu übersehen, sondern genauer hinzusehen. „Und der sieht die Menschen um sich herum, der sieht dich, der sieht den einen, der den Vogel schon singen hört, wenn die Nacht am dunkelsten ist.“ Hoffnung aufzugeben sei keine vernünftige Option.

Die Perspektive einer Geflüchteten

Die 18-jährige Schülerin Sophia Chernenko schilderte ihre persönliche Erfahrung mit dem Krieg. Sie erinnerte sich an den Tag, der sie erschütterte und zwang, ihre Heimat zu verlassen. Seitdem habe der Krieg Hunderttausende Menschenleben gefordert, mehr als eine halbe Million Häuser und Wohnungen seien zerstört. Familien seien auseinandergerissen, viele hätten ihr gesamtes Hab und Gut verloren.

Niemand hätte gedacht, dass dieser Krieg so lange andauern würde. Die Opfer seien Menschen gewesen, die nichts weiter wollten als ein friedliches Familienleben. Chernenko bedankte sich für die Unterstützung, die sie und ihr Land erfahren haben, und äußerte die Hoffnung, dass eines Tages Frieden einkehren werde und sie in ihre Heimat zurückkehren könne.

Politische Einordnung und europäische Verantwortung

Klaus Brauch-Dylla, einer der Initiatoren der Mahnwache, ordnete die aktuelle politische Lage ein. Die Münchner Sicherheitskonferenz habe deutlich gemacht, dass die Trump-Administration sich zum Verbündeten Putins gemacht habe. „Er liefert ihm anscheinend die Ukraine aus, um des eigenen Vorteils willen.“ Dies sei – ebenso wie Putins Überfall – ein Angriff auf die europäische Werteordnung. Diese basiere auf der Herrschaft des Rechts, der Unverletzlichkeit von Grenzen, nationaler Selbstbestimmung und Souveränität.

Putins Weltbild, das nur in Einfluss- und Interessensphären denke, finde zunehmend Nachahmer. Dem müsse Europa geschlossen entgegentreten. „Keine Entscheidungen über die Ukraine ohne die Ukraine, keine Entscheidungen über Europa ohne Europa!“ So habe es Präsident Selenskyj in München gefordert und hinzugefügt, dass „die Zeit gekommen ist, eine europäische Armee zu gründen“.

Nötig sei eine einheitliche europäische Außenpolitik. Dies erfordere Mut, Verantwortung und staatsmännische Kunst – unabhängig davon, wer nach der Bundestagswahl Kanzler werde. Deutschlands Rolle in der Mitte Europas bedeute Verantwortung für den ganzen Kontinent.

Brauch-Dylla warnte vor einer Allianz aus Putin, Trump, Musk, Wagenknecht und der AfD. Die einzig sinnvolle Antwort darauf sei eine enge Zusammenarbeit der demokratischen Parteien in Deutschland – für Europa und für die Ukraine als Teil Europas. „Die Antwort auf ‚America First‘ muss ‚Europe United‘ heißen“, betonte er. Nur so könne die Hoffnung auf einen gerechten Frieden erhalten bleiben und verhindert werden, dass in einem Jahr erneut eine Mahnwache notwendig sei.

Nächste Mahnwache

Die nächste monatliche Mahnwache findet am Samstag, 01. März, um 12 Uhr auf dem Chateau-Thierry-Platz in Mosbach statt.

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