
(Foto: Jan Wagner)
Infoabend – Rebhuhnschutz im Schefflenztal
Schefflenztal.!(pm) Gestern lud die Initiative Rebhuhnschutz Schefflenztal gemeinsam mit der Landwirtschaftsbehörde des Landratsamts Landwirtinnen und Landwirte zu einem Infoabend nach Schefflenz ein. Bereits zum dritten Mal fand diese Veranstaltung statt und stieß erneut auf großes Interesse.
Fachdienstleiter Dirk Büttner begrüßte die Teilnehmenden sowie Minister Peter Hauk MdL, der die Einladung der Initiative gerne angenommen hatte. Büttner betonte die zentrale Rolle der Landwirtschaft im Naturschutz und unterstrich die Notwendigkeit einer angemessenen finanziellen Entschädigung für die geleisteten Maßnahmen. Im Fokus des Abends standen die landwirtschaftliche Perspektive auf den Rebhuhnschutz sowie die zur Verfügung stehenden Fördermöglichkeiten.
Zusammenarbeit als Erfolgsfaktor
Für die erstmaligen Teilnehmenden stellte Judith Knebel vom Regierungspräsidium Karlsruhe die Rebhuhnschutz-Initiative vor. Da das Rebhuhn eng an die Agrarlandschaft angepasst ist, müsse sein Schutz in die landwirtschaftlichen Abläufe integriert werden. Die anhaltend gute Zusammenarbeit verschiedener Akteure im Schefflenztal sei dabei ein entscheidender Erfolgsfaktor.
Ein weiteres positives Signal ist die zunehmende Resonanz auf den gemeinsamen Newsletter, der seit Herbst 2023 im zweimonatigen Rhythmus erscheint und barrierefrei auf der Homepage des Regierungspräsidiums Karlsruhe zum Download bereitsteht.
Rebhuhnbestand und Herausforderungen
Dr. Elmar Werling von der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Neckar-Odenwald gab einen Überblick über den aktuellen Rebhuhnbestand. Die bisherigen Monitoringergebnisse deuten darauf hin, dass 2025 weniger Brutpaare zu erwarten sind als 2024 – vermutlich aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen in der letzten Brutsaison. Dennoch beherbergt das Schefflenztal weiterhin die größte Rebhuhnpopulation des gesamten Regierungsbezirks und steht auch im deutschlandweiten Vergleich gut da.
„Wir haben in den letzten dreieinhalb Jahren viel erreicht, aber wir dürfen in unseren Schutzbemühungen nicht nachlassen“, fasste Werling zusammen.
Wildkraut oder Unkraut? Ein Balanceakt
Judith Knebel beleuchtete in ihrem Vortrag die Rolle der Ackerwildkräuter. Von den rund 220 Arten in Baden-Württemberg sind fast 100 entweder ausgestorben, gefährdet oder stark rückläufig. Diese Pflanzen sind jedoch essenziell für die Nahrungspyramide der Feldtiere.
Allerdings können Wildkräuter in der Landwirtschaft auch problematisch werden, wenn sie Kulturpflanzen verdrängen und den Ertrag mindern. Die Herausforderung besteht darin, naturschutzfachliches Potenzial zu erkennen und zu fördern, während problematische Entwicklungen frühzeitig reguliert werden. Dafür sei der fortlaufende Dialog zwischen Landwirtschaft und Naturschutz essenziell.
Finanzielle Unterstützung für den Rebhuhnschutz
Landwirtinnen und Landwirte, die Rebhuhnschutzmaßnahmen auf ihren Flächen umsetzen möchten, erhalten individuelle Beratung bei der Unteren Landwirtschaftsbehörde und dem Landschaftserhaltungsverband Neckar-Odenwald-Kreis.
NOKZEIT-KANAL auf Whatsapp.
Abonnieren Sie kostenlos unserenLina Sauter, Naturschutzfachkraft, und André Heinbücher, Biodiversitätsberater, stellten die verschiedenen Fördermöglichkeiten vor, darunter Mittel aus der Landschaftspflegerichtlinie (LPR), den Ökoregelungen und dem Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT). Um steigenden Kosten in der Landwirtschaft gerecht zu werden, wurden 2024 die Fördersätze der LPR angepasst.
Seit 2022 wurden im Projektgebiet rund 110 Hektar LPR-Verträge für den Rebhuhnschutz abgeschlossen. Durch gezielte Maßnahmen wie den Verzicht auf Düngemittel und Pflanzenschutzmittel, eine reduzierte Saatstärke und eine optimierte Fruchtfolge können Äcker zu Hotspots der Biodiversität werden. Auch überjährige Buntbrachen, die den Winter über unberührt bleiben, sind essenziell, da sie zahlreichen Insekten und damit auch den brütenden Rebhühnern Nahrung und Schutz bieten.
Abschluss und Ausblick
Nach einer abschließenden Fragerunde richtete Minister Peter Hauk ein Schlusswort an die Anwesenden. Beim anschließenden Austausch nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit, sich mit den Vertreterinnen und Vertretern der Initiative persönlich zu vernetzen.
Hintergrund: Die Initiative „Rebhuhnschutz Schefflenztal“
Seit 2021 setzt sich eine breite Initiative unter der Federführung des Naturschutzreferats am Regierungspräsidium Karlsruhe für den Rebhuhnschutz im Schefflenztal ein. Das Projektgebiet umfasst rund 100 Quadratkilometer zwischen Schefflenz, Billigheim, Mosbach, Elztal und Seckach und beherbergt das bedeutendste verbliebene Rebhuhnvorkommen im Regierungsbezirk Karlsruhe.
Beteiligt sind Vertreterinnen und Vertreter von NABU, der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Neckar-Odenwald, des Hegerings Schefflenztal sowie des Landschaftserhaltungsverbands Neckar-Odenwald-Kreis. Auch Landwirtinnen und Landwirte, der Bauernverband, die Kommunen Schefflenz, Billigheim, Elztal, Seckach und Mosbach sowie verschiedene Behörden arbeiten gemeinsam an dem Ziel, die Rebhuhnbestände langfristig zu sichern und zu stärken.
Weitere Informationen sowie den zweimonatlich erscheinenden Newsletter gibt es auf der Homepage des Regierungspräsidiums Karlsruhe.