Zum Jubiläum „trauten“ sich gleich zwei Paare
Bürgermeister Michael Keilbach, Standesbeamter Kautzmann, die beiden Brautpaare Hennig Grulich und Carmen Weichert sowie Manfred Weichert und Barbara Goedecke-Weichert und Oberbürgermeister Michael Jann freuen sich über Doppelhochzeit und Jubiläum. (Foto: pm)
Mosbach. (pm) „Sie sind heute mein tausendstes und tausendeinstes Brautpaar. Jetzt hoffe ich, dass keiner der Anwesenden Einwände hat – ich konnte jedenfalls noch nicht einmal einen Schreibfehler in den Dokumenten finden”. Beim Mosbacher Standesbeamten Martin Kautzmann fand dieser Tage die eher seltene Doppelheirat zweier Geschwister statt und das auch noch zum tausendsten Jubiläum. Ein schöner Anlass für Oberbürgermeister Michael Jann und Bürgermeister Michael Keilbach, nicht nur den frisch gebackenen Eheleuten, sondern auch dem Standesbeamten zu gratulieren.
Kautzmann, der sich über die Glückwünsche sehr freute, stellte jedoch klar “Das Paar steht bei allen Trauungen im Mittelpunkt und nicht ich als Standesbeamter”. Grundsätzlich laufen Trauungen bei dem Standesbeamten etwas lockerer als üblich, was bei den Paaren und Gästen auch sehr gut ankommt, denn „Während einer Trauung darf auch mal herzlich gelacht werden“.
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Seit Anfang der 90er Jahre, als Martin Kautzmann seine ersten Trauungen vollzogen hat, hat sich ein deutlicher Wandel bemerkbar gemacht. Während früher die standesamtliche Trauung eher als Verwaltungsakt gesehen wurde und der eigentlichen kirchlichen Heirat vorausging, sind heute meist Familie und Freunde dabei, um gemeinsam mit dem Paar zu feiern. „20 Gäste sind heute häufig das Minimum“ so Kautzmann, „deshalb bieten wir für verschiedene Anforderungen unterschiedlich dimensionierte Räume an. Das Brautpaar hat die freie Wahl zwischen Trauzimmer im Rathaus oder im Verwaltungsgebäude, Rathausturm, Alter Mälzerei oder Verwaltungsstellen. Auch bei der Herkunft der Paare gibt es einen Wandel; bei etwa 50 Eheschließungen im Jahr 2012 waren zumindest 15 Paare nicht aus Mosbach. Da nur die Anmeldung der Hochzeit am Wohnsitz erfolgen muss, kann auch jeder Auswärtige in der Großen Kreisstadt heiraten.
1.000-mal hat der Standesbeamte in 22 Jahren nun schon auf das übereinstimmende “Ja” auf seine Frage hin gewartet. Gefragt, was ihn in dieser Zeit am meisten berührt hat, meint Kautzmann: „Beim Bräutigam und nicht bei der Braut sind einmal die Tränen in Strömen geflossen, das ist schon selten. Aber pünktlich seien die Brautpaare immer, nur die Trauzeugen kommen manchmal zu spät. Eine Stunde haben wir einmal auf einen gewartet. Der war nämlich in der Wohnung der Brautleute eingeschlossen und musste nach telefonischer Suche erst befreit werden.“
Eindrücklich in Erinnerung geblieben ist ihm auch eine „Mittelalter“-Hochzeit, denn das älteste Paar, das er getraut hat, zählte zusammen immerhin 161 Jahre – sie war 75, er 86 Jahre alt. “Von der Pferdekutsche bis zu Jagdhornbläsern hatte ich schon alles hier”, resümiert der 58-Jährige, der selbst verheiratet und Vater zweier Kindern ist. Natürlich gingen heutzutage einige Ehen in die Brüche, Kautzmann spricht von etwa 30 Prozent in den vergangenen Jahren, “aber ich konnte auch einmal das gleiche Paar wiederverheiraten”, sagt der Standesbeamte schmunzelnd.
Einen Satz spricht Kautzmann jedoch immer mit dem nötigen Ernst aus. Das ist der Satz, den der Standesbeamte nicht umformulieren darf: “Sie sind nunmehr kraft Gesetzes rechtmäßig verheiratete Eheleute.” Endlich gibt es dann den lang erwarteten Kuss; das Brautpaar und die Gäste sind glücklich. Das ist auch beim 1.000 und 1.001 Paar nicht anders. Martin Kautzmann hofft, dass dies auch noch eine Weile so bleibt: “250 weitere Trauungen schaffe ich vielleicht noch”.