
Land unterstützt waldbesitzende Betriebe bei Wiederaufforstung“
Peter Hauk MdL, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, machte sich mit Dietmar Hellmann, Fachdienstleiter Forst des Landratsamts Neckar-Odenwald-Kreis, ein Bild über das Eschentriebsterben und über die Auswirkungen des Klimawandels im dortigen Staatsforst. (Foto: pm)
Bronnacker. (pm) Seit wenigen Jahren wird die Esche, nach Buche und Eiche die dritthäufigste Laubbaumart im Land, durch eine Pilzerkrankung geschädigt. Verursacher ist ein Pilz, der über Importe von Industriegütern aus Ostasien eingeschleppt wurde und sich rasant verbreitet. Bei einem Vor-Ort-Termin im Staatswald Bronnacker informierte sich Peter Hauk MdL, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, über die Situation im Neckar-Odenwald-Kreis.
„Als das Eschentriebsterben im Jahr 2006 erstmals Baden-Württemberg erreichte, waren die Auswirkungen dieser Baumkrankheit zunächst gering und beschränkten sich auf Ausfälle in Kulturen, Baumschulen und der Naturverjüngung im Wald. Inzwischen sind über 90 Prozent der Eschen im Land erkrankt“, erklärte Dietmar Hellmann, Fachdienstleiter Forst des Landratsamts Neckar-Odenwald-Kreis.
Etwa fünf Prozent der Waldbäume im Neckar-Odenwald-Kreis sind Eschen. Sie bedecken damit ungefähr 2.500 Hektar Wald. Sie wächst häufig in Mischung mit der Buche und anderen Laubbäumen. Wenn aber ganze Bestände betroffen sind, müssen diese oftmals aus Sicherheitsgründen eingeschlagen werden. Dann können auch Kahlflächen entstehen, die größer sind als es bisher üblich war. Die Räumung dieser Waldbestände ist eine gefährliche Arbeit, da die absterbenden Eschen unkontrolliert zusammenbrechen können. Vom Forstministerium wurden deshalb besondere Vorsichtsmaßnahmen angeordnet. Es wird davon ausgegangen, dass innerhalb des kommenden Jahrzehnts etwa die Hälfte des Eschenvorrats in Baden-Württemberg genutzt werden muss oder absterben wird.
Entlang der Straßen haben die Forstleute seit längerem ein besonderes Augenmerk auf die Eschen. „Zur Sicherheit der Autofahrer sind wir gezwungen hier sofort zu handeln, wenn auch nur kleinste Anzeichen für die Gefährdung durch erkrankte Bäume bemerkt werden“, so der zuständige Revierförster Christof Hilgers.
Auf Waldböden mit knapper Wasserversorgung wie in Bronnacker ist guter Rat daher oftmals teuer. „Teuer im wahrsten Sinne des Wortes“, so Minister Hauk, denn neben den ökologischen Schäden für den Wald hat das Eschensterben auch weitreichende wirtschaftliche Folgen für die betroffenen Waldbesitzer im Land. Zwischen 10.000 und 19.000 Euro kostet ein Hektar Nachfolgekultur je nach gewählter Baumart. „Wir benötigen als Ersatz für die an solche Situationen sehr gut angepasste Esche nun Konzepte, die den Klimawandel berücksichtigen, den engen Vorgaben der Zertifizierungssysteme und der europäischen Naturschutzrichtlinie gerecht werden und für die Waldbesitzer wirtschaftlich darstellbar sind“, umreißt der Minister, selbst studierter Forstmann, die Situation. Im Staatswald Bronnacker haben sich die Forstleute vor Ort nun für den Anbau einer Mischung aus Weißtanne mit wenigen Douglasien entschieden. Die vitalsten Eschen blieben stehen. Die Natur steuert noch einzelne junge Buchen bei.
Die gewählte Mischung ist eine kostengünstige Variante, die zudem einen kleinen Beitrag zum Erhalt von Nadelbäumen in der Region leistet. Denn auch die Fichte ist hier im östlichen Teil des Kreises massiv auf dem Rückzug, weil sie vom Klimawandel betroffen ist und so der Borkenkäfer ein leichtes Spiel hat. Laut einer Prognose der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg wird die Fichte in dieser Region des Kreises bis zum Jahre 2050 fast vollständig verschwunden sein. Das Land Baden-Württemberg unterstützt daher Kommunal- und Privatwaldbesitzer bei der Neubegründung standortsgerechter Laub- und Mischwälder auf den entstandenen Freiflächen finanziell über das Förderprogramm „Nachhaltige Waldwirtschaft.“
Weitere Informationen speziell zum Eschentriebsterben und dem Klimawandel finden sich im Internet unter www.fva-bw.de und allgemein zur Wald- und Forstwirtschaft unter www.mlr-bw.de/Wald oder www.forstbw.de.