Weihnachtsbrief 2017 von Landrat Dr. Brötel

Landrat Dr. Achim Brötel. (Foto: Landratsamt)

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

das Weihnachtsfest hat viele Attribute. Die Stille gehört inzwischen allerdings leider nicht unbedingt mehr dazu. Früher muss das anders gewesen sein. Nicht umsonst hat Theodor Fontane eines seiner schönsten Wintergedichte deshalb auch „Alles still!“ genannt. Eine Art positiver Ausnahmezustand. Die Zeit wird für einen Moment angehalten. Heute ist aber alles wesentlich hektischer geworden. Wir leben sozusagen in einem permanenten Ausnahmezustand, der zum Jahresende hin sogar noch einmal einen Gang zulegt.

Wenn wir auf die vergangenen zwölf Monate zurückblicken, können wir das gleichwohl mit einem tiefen Gefühl der Zufriedenheit tun. Sicher: Nicht alles ist so gelaufen, wie wir es uns gewünscht hätten. Manche haben schwere persönliche Schicksalsschläge verkraften müssen. Die Welt ist insgesamt unsicherer und instabiler geworden. Unsere kleine Welt im Neckar-Odenwald-Kreis hat sich hingegen auch 2017 wieder bewährt. Das soziale Miteinander trägt. Daran haben Sie alle ganz maßgeblichen Anteil. Nicht umsonst heißt es ganz am Ende unseres Kreisimagefilms: Das Beste sind die Menschen. Ja, in der Tat: das hat sich einmal mehr eindrucksvoll bestätigt. Ich denke dabei insbesondere an die vielen Ehrenamtlichen, die sich in den unterschiedlichsten Bereichen für andere oder die Allgemeinheit engagieren. Sie alle verdienen höchstes Lob und Anerkennung.

Das ist eine hervorragende Basis für die Zukunft. Wir lassen uns im Neckar-Odenwald-Kreis gesellschaftlich nicht auseinanderdividieren – nicht durch den Zustrom von Flüchtlingen, aber genauso wenig zwischen Jung und Alt oder Arm und Reich. Deshalb ist es auch 2018 eine zentrale Aufgabe, denen, die ihr Leben aus eigener Kraft nicht meistern können, diejenigen sozialen Leistungen zukommen zu lassen, die sie brauchen. Im kommenden Jahr sind dafür allein im Kreishaushalt rund 90 Mio. Euro veranschlagt. Mehr als jemals zuvor. Hinter all diesen Zahlen stehen aber immer noch Menschen, die auf unsere Solidarität angewiesen sind.

Was den Zuzug von Flüchtlingen anbelangt, profitieren wir momentan davon, dass wir in den Jahren 2015 und 2016 konsequent Herz gezeigt und deutlich mehr Menschen aufgenommen haben, als wir das rein rechnerisch hätten tun müssen. Das bringt uns zahlenmäßig jetzt eine spürbare Entspannung. Viele sind inzwischen in die kommunale Anschlussunterbringung gewechselt. Das ist oft auch mit einer Änderung des Wohnorts verbunden. Nicht jeder versteht das. Wenn wir alle bereit sind, einen Teil Verantwortung zu übernehmen, wird die Integration aber sogar besser denn je gelingen. Erste Erfolge bei der Vermittlung in den Arbeitsmarkt machen Mut, dürfen aber auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Integration ein langer und oft steiniger Weg ist.

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Auch der demographische Wandel wird uns künftig mehr und mehr beschäftigen. Während wir auf der einen Seite erfreulicherweise wieder steigende Geburtenzahlen verzeichnen, nimmt die Zahl der hochbetagten Menschen aber ebenfalls zu. Deshalb entwickeln wir derzeit unseren Altenhilfebericht zu einem umfassenden Seniorenbericht weiter. Ziel ist es vor allem, den künftigen Pflegebedarf besser einschätzen und auf dieser Basis Vorsorge für eine möglichst gute und nachhaltig gesicherte Lebensqualität im Alter treffen zu können. Ergänzend dazu wollen wir im Herbst 2018 in Buchen einen ersten kreisweit zuständigen Pflegestützpunkt einrichten. Ein weiterer soll 2019 in Mosbach folgen.

Im investiven Bereich war das Jahr 2017 zweifelsohne durch den Ausbau des schnellen Internets geprägt. Als erster Landkreis in Baden-Württemberg werden wir schon in Kürze flächendeckend nicht nur die versprochenen 30 MBit und auch nicht nur die angestrebten 50 MBit, sondern sogar bis zu 100 MBit/S im Download bieten können. Mehr als drei Mal so viel, als wir eigentlich erreichen wollten. Und: Alle 122 Ortsteile im gesamten Kreisgebiet haben dann eine eigene Auffahrt auf die Datenautobahn. Digitale Zukunft für unseren Landkreis, für die Städte und Gemeinden, für die Unternehmen, insbesondere aber für die Menschen. Selbstverständlich wollen wir an diesem Punkt aber nicht stehen bleiben. Schon 2018 sollen die Bandbreiten deshalb auf bis zu 250 MBit/s gesteigert werden. Außerdem steht die direkte Glasfaseranbindung sämtlicher Schulen und eine Verbesserung bei der Mobilfunkversorgung auf unserer Agenda.

Mobilität gewinnt für uns alle zunehmend an Bedeutung. Vor allem im ÖPNV gibt es aber noch deutliches Verbesserungspotenzial. Der Kreistag hat den Nahverkehrsplan bereits fortgeschrieben. Im Busverkehr sind die konkreten Hausaufgaben also definiert. Was die Schiene anbelangt, haben wir unsere Forderungen zudem in einem Positionspapier an das Land zusammengestellt. Dieses Positionspapier wollen wir im kommenden Jahr nicht zuletzt auch gemeinsam mit Ihnen allen im Rahmen eines ÖPNV-Zukunftskongresses diskutieren.

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Die Neckar-Odenwald-Kliniken werden 2017 ein deutlich besseres Ergebnis erreichen als im Jahr zuvor. Für 2018 peilen wir noch einmal eine weitere Verbesserung an. Für die Menschen ist eine wohnortnahe medizinische, pflegerische und therapeutische Versorgung von ganz zentraler Bedeutung. Das gilt nicht nur für die Kreiskrankenhäuser, sondern genauso für das kommunale Belegkrankenhaus in Hardheim. Deshalb werden wir alles daran setzen, dieses wichtige Angebot nachhaltig zu sichern.

In finanzieller Hinsicht wissen wir schon immer, was es heißt, haushalten zu müssen. Das hat uns jetzt auch die Spielräume gegeben, um den Hebesatz der Kreisumlage zu senken und darüber hinaus noch 4,3 Mio. Euro Schulden abzubauen. Für uns ist das ein wichtiger Beitrag, um die Lasten künftiger Generationen zu verringern.

Gehen wir das neue Jahr trotz allem, was uns vielleicht auch Sorgen oder gar Angst machen mag, deshalb mit Zuversicht und Optimismus an. Ich will Ihnen dazu gern ein Wort des Theologen Jochen Klepper mit auf den Weg geben, den die Nazis in den Freitod getrieben haben, nur weil er mit einer jüdischen Frau verheiratet war. Vor wenigen Tagen hat sich dieses tragische Ereignis zum 75. Mal gejährt. Jochen Klepper schreibt: „Der Du allein der Ewige heißt und Anfang, Ziel und Mitte weißt im Fluge unsrer Zeiten; bleib Du uns gnädig zugewandt und führe uns an Deiner Hand, damit wir sicher schreiten“.

In diesem Sinne wünsche auch ich Ihnen und Ihren Familien von Herzen ein frohes Weihnachtsfest, Gottes Segen und einen guten Start in ein hoffentlich für uns alle gesundes, glückliches und friedvolles neues Jahr 2018.

Auf Weihnachtskarten oder Geschenke haben wir erneut verzichtet und den entsprechenden Betrag in diesem Jahr statt dessen für den Aufbau des Literatur-Museums Augusta Bender in Schefflenz zur Verfügung gestellt.

Ihr

Dr. Achim Brötel

Landrat

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