Revierleiter zusammen mit OB Michael Jann und den Stadträtinnen und Stadträten während der Waldbegehung zu sehen. (Foto: pm)
Ein Wald mit vielen Funktionen
Mosbach. Dieser Tage konnten Oberbürgermeister Michael Jann und Bürgermeister Michael Keilbach zahlreiche Mitglieder des Gemeinderates zur traditionellen Waldbegehung begrüßen. Die beiden Forstrevierleiter Erwin Winterbauer und Harald Hannich hatten ein interessantes Programm vorbereitet und konnten den Teilnehmern viele wichtige Informationen vermitteln. Die Waldexkursion des Gemeinderates stand unter drei Hauptthemen: Eschentriebsterben, Kalkung und Jungbestandspflege.
Der Stadtwald – mit 2.000 ha die grüne Lunge der Stadt – erfüllt Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen, die es gilt, unter einen Hut zu bringen. Er besteht größtenteils aus Laubholzbeständen, über die Hälfte davon über 100 Jahre alt. Der überwiegende Teil sind Buchen, danach folgen Eichen und Nadelbäume. Im Knopfwald stellte Winterbauer die Problematik des Eschentriebsterbens dar. Eschen machen mit 55 ha rund 3 % des Baumbestands aus und haben einen Anteil den Verjüngungsflächen von 13 %. Das Edellaubholz gehört zu den wichtigsten Nutzhölzern Mitteleuropas. Seit den 1990er Jahren breitet sich von Polen aus ein Befall mit einem Schlauchpilz aus, der zum Absterben von Bäumen aller Altersklassen führt.
Bei einem Stopp in der Dreibrunnenwiese berichteten die Forstrevierleiter über die im kommenden Jahr geplante Bodenschutzkalkung. Der im Wald ausgebrachte Kalk neutralisiert die Säure im Boden und hilft den pH-Wert der Waldböden zu stabilisieren; zudem stellt er Nährstoffe zur Verfügung. Im Mosbacher Stadtwald soll auf einer Fläche von schätzungsweise 800 ha gekalkt werden, wobei durchweg eine Ausbringung mittels Gebläse möglich ist. Die Ausschreibung der Kalkung erfolgt durch das Regierungspräsidium für alle teilnehmenden Waldbesitzer, um vergünstigte Konditionen zu erhalten.
Im Lohrbacher Revier Große Hasbach konnten sich die Stadträtinnen und Stadträte anschließend praktisch bewähren. Zunächst stand eine theoretische Einführung über das Thema Jungbestandspflege an. Vitalität, Stabilität und Qualität – das sind die Kriterien, die einen Baum zukunftsträchtig machen. Zudem muss die räumliche Verteilung stimmen, d.h., auch die Nachbarbäume sind ein wichtiges Kriterium für die Pflegeplanung. In kleinen Gruppen und „bewaffnet“ mit blauen und roten Bändern schwärmten die Gremiumsmitglieder in eine Buchennaturverjüngungsfläche aus. Ziel war es, Bäume zu identifizieren, die keine Zukunftsperspektive haben oder sich am Standort störend auswirken. Darunter sind Zwiesel, also Baumgabelung aus zwei Trieben, Indiz dafür, dass sich der Baum nicht ordentlich entwickelt bzw. bruchgefährdet ist. Ein mit einem roten Band markierter Baum wird im Zuge der Pflege „entnommen“, sprich mittels Motorsäge oder Freischneider abgesägt. Die Praxisübung war für die Teilnehmer sehr aufschlussreich, auch wenn nicht alle richtig getippt und versehentlich gesunde Bäume mit Rot markiert hatten. Abschließend machte Forstwirt Volker Keppler durch die Fällung eines Baumes sichtbar, wieviel Licht durch die Entnahme anschließend für die umliegenden Bäume zur Verfügung steht.
Zum Abschluss richtete Oberbürgermeister Jann im Namen des Gemeinderates seinen Dank an die beiden Revierleiter Winterbauer und Hannich sowie an die städtischen Waldarbeiter für die interessante Waldbegehung und deren stetigen Einsatz für die Pflege des Stadtwaldes.