Eine Lesenacht zu „Wilhelm Tell“ am HSG
So höre denn, und acht auf meine Rede”: Schülerinnen und Schüler der 8c bei der Lektüre (Fotos: Till Weidenhammer)
Eberbach. (pm) Mord, Tyrannei und Freiheitskampf fanden ihren Platz in der Nacht zum Samstag, den 10.11.2012, im Hohenstaufen-Gymnasium Eberbach, wo sich die Klasse 8c versammelte. Ausgestattet mit Büchern, Material, Schlafsack und Isomatte lasen die Schüler in einem thematisch dekorierten Klassenraum mit ihrem Lehrer Till Weidenhammer Schillers Wilhelm Tell.
In verteilten Rollen trugen alle Schüler einen Teil zur abwechslungsreichen Lesung des Stückes bei, die durch eine Verfilmung aufgelockert und ergänzt wurde. Schon am Ende der ersten Aktes war die Klapptafel restlos vollgeschrieben mit Akten der Willkür und Unterdrückung, die das Volk in den einzelnen Gebieten der Schweiz erdulden musste. Rasanter, so das Fazit, könnte das Drama nicht beginnen, das schon im ersten Aufzug eine sexuelle Belästigung, einen grausamen Mord, eine Verfolgungsjagd und eine Brandschatzung zur Bestrafung der Fluchthelfer beinhaltet. Am Ende des Aktes brachten schreckliche Folter und Enteignungen das Fass zum Überlaufen, ein Aufstand wurde von den Lesenden verabredet – aber glücklicherweise nur in ihren Rollen.
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Denn nun schuf ein spätes Abendessen die Grundlage für die weitere Lektüre, im Laufe derer im zweiten Akt die politischen Zusammenhänge deutlicher wurden. Der Aufstand wurde abgesprochen, Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung geschworen.
An dieser Stelle baute die verschworene Gemeinschaft ein Matratzenlager auf, von dem aus das weitere Geschehen parallel in Buch und Film verfolgt wurde.
Auch nach vollendeter Lektüre war die Nacht noch lang. Sehr müde blickten am nächsten Morgen einige Gesichter auf ihr Frühstück. Der nächtliche Kampf mit Tell gegen die Willkürherrschaft hatte seine Spuren hinterlassen.
„Wilhelm Tell ist noch immer der einzige Schweizer, den die ganze Welt kennt,“ sagte einst Dürrenmatt. Und solange Schüler so intensive und besondere Erinnerungen mit Schillers Drama verbinden, wird das wohl auch so bleiben.
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