Vortrag des Würzburger Professors Jürgen Tautz zum Thema “Neues aus der Welt der Bienen” – Schulgemeinschaft erlebt “ihre” Bienen von ganz neuer Seite
Osterburken. (pm) Anlässlich der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen des Ganztagsgymnasiums Osterburken legte die Schulgemeinschaft diesmal ihren Fokus auf die wenig beachtete, jedoch zahlenmäßig weit größte und wohl auch am meisten unterschätzte Gruppe innerhalb der Schulgemeinschaft, den rund 40.000 Bienen des GTO. Diese werden von ihren menschlichen Assistenten aus der Imker AG unter der Leitung von Joachim Brümmer seit Jahren fachmännisch gepflegt und danken die Fürsorge mit schmackhaftem Honig, der schon europaweit in aller Munde ist.
In seinem gut einstündigen Vortrag gab der Würzburger “Bienenpapst” Professor Dr. Jürgen Tautz den zahlreichen interessierten Anwesenden, darunter zahlreichen Vertretern der umliegenden Imkervereine, einen kleinen Einblick in die Welt der Bienen und fesselte das Publikum mit für die meisten unbekannten Aspekte aus der Welt der kleinen Tiere. Bienen, so Tautz, leisten mehr als andere Insekten. Ihr fotographisches Gedächtnis erlaube den kleinen Tieren, die kaum älter als sechs Wochen werden, die Unterscheidung von 170.000 Pflanzenarten. Sie erkennen Farben, können menschliche Gesichter unterscheiden, zählen und sogar Kunstwerke anhand ihres Stils dem Künstler sicher zuordnen. Zudem gelingt es ihnen, sich in einem dunklen lauten Stock unter 40000 Artgenossen spielend zurechtzufinden und dessen Temperatur generalstabsmäßig zu regulieren.
Im Gegensatz zu Menschen schicken die Tiere, die als einzige Spezies ihre Lernfähigkeit mit zunehmendem Lebensalter erhöhen, ihre Seniorinnen in die gefährliche Welt außerhalb des Stockes. Die Fühler der Tiere ließen sich, so Professor Tautz weiter, mit Nanotechnologie vergleichen. Der Referent räumte auch noch mit einem weit verbreiteten Vorurteil über Bienen auf. Die einzelne Biene ist in Wirklichkeit faul, so Tautz, aber die Masse machts. Apropos Masse: die Bienenkönigin faul zu nennen, ginge nun wirklich zu weit: bringe sie doch das Äquivalent von 27 menschlichen Säuglingen pro Tag auf die Welt.
Zuletzt verwies Tautz auf die Möglichkeiten einer Kooperation zwischen Schule und Universität, die nicht an politischen Hürden scheitern dürfe. Er lud das GTO zur Partizipation an seinem Umweltprojekt HOBOS (Honigbienen-Online-Studien) ein, welches ganz im europäischen Sinne der kulturübergreifenden Erforschung der Bienen dient. Die besonderen Fähigkeiten der Bienen hinsichtlich Gedächtnis, Kommunikation und Stockbau macht sie auch für die Industrie zu einem sehr interessanten Forschungsobjekt, was sich in der finanziellen Unterstützung für die Forschungsprojekte von Jürgen Tautz niederschlägt.
Der anregende Vortrag des Würzburgers führte zu zahlreichen fachkundigen Nachfragen aus dem Publikum, gerade auch von jungen Bienenfans, die der Professor ausführlich beantwortete.
Am GTO summt und brummt es. Und das ist der Verdienst weniger großer und vor allem vieler kleiner Helfer.