Schlechte Zähne, aber Angst vorm Zahnarzt? Was jetzt hilft!
Rund 60 bis 80 Prozent der Patienten sind ängstlich, wenn ein Zahnarztbesuch bevorsteht. Manche vermeiden die Routineuntersuchungen lieber gleich, andere bleiben sogar bei Schmerzen zu Hause. Die Folge: Die Schäden an Zähnen und Zahnfleisch werden immer größer. Welche Wege aus der Zahnarztangst führen, verraten Dr. Harder und Dr. Mehl.
Problem erkennen
Ein- bis zweimal im Jahr sollten Patienten zur Kontrolluntersuchung in die Zahnarztpraxis kommen. So kann der Zahnarzt schnell erkennen, wenn es Probleme gibt. Schmerzfreiheit bedeutet nicht automatisch, dass die Zähne gesund sind. Parodontitis beispielsweise kann sich nur mit Zahnfleischbluten oder Schwellungen äußern.
Je länger eine Zahnerkrankung unbemerkt fortschreitet, desto aufwendiger ist häufig die Behandlung. Bleibt die Therapie ganz aus, kann Zahnverlust die Folge sein. Kauen und Sprechen ist dann vielleicht nur noch eingeschränkt möglich.
Bei Parodontitis leidet übrigens nicht nur das Zahnfleisch, sondern der ganze Körper. Forscher haben herausgefunden, dass Parodontitispatienten ein 1,7-fach höheres Risiko für Herzkreislauferkrankungen haben. Seine Zahnbehandlungsangst anzugehen, lohnt sich also!
Den ersten Schritt wagen
Viele Angstpatienten waren schon lange nicht mehr beim Zahnarzt. Sie wissen um ihr schlechtes Gebiss und empfinden häufig nicht nur Angst, sondern auch Scham. Doch das ist völlig unnötig. Es gibt auf Angstpatienten spezialisierte Zahnärzte, die genau wissen, was ihre Patienten durchmachen. Es ist ihre Aufgabe, Patienten einfühlsam zu begleiten. Für den Zahnarzt geht es vor allem darum, ein solides Behandlungskonzept zu entwickeln und die Mundsituation seines Patienten zu verbessern.
Unterstützung finden Sie auch in der Familie und im Freundeskreis. Nehmen Sie einen Vertrauten mit in die Zahnarztpraxis. Angehörige machen Ihnen sicher gerne Mut. Oft sind die Befunde auch nicht so schlimm, wie viele befürchten.
Wie der Zahnarzt helfen kann
Zu Beginn der Behandlung steht ein ausführliches Gespräch. Erst danach nehmen Sie auf dem Zahnarztstuhl Platz. Auch dort behalten Sie die Kontrolle: Viele Zahnärzte vereinbaren mit ihren Patienten, dass sie die Behandlung mit bestimmten Handzeichen sofort abbrechen können.
Vor Schmerzen brauchen Sie sich nicht zu fürchten. Wenn Sie nichts von der Behandlung mitbekommen wollen, hilft eine Sedierung oder Lachgas. Die tranceartige Erfahrung kann dafür sorgen, dass Sie den Zahnarztbesuch in guter Erinnerung behalten. Manche Praxen bieten außerdem Videobrillen an, die während der Behandlung für Ablenkung sorgen.
Wenn Sie nicht nur Angst haben, sondern unter einer ausgewachsenen Zahnbehandlungsphobie leiden, ist eine Psychotherapie zu empfehlen. Da Sie in diesem Fall unter einer psychischen Störung leiden, sollten Sie die Ursachen der Angst aus dem Weg räumen. Manchmal reicht eine einzige Sitzung aus. Mittelfristig können rund 70 Prozent der Betroffenen geheilt werden.
Eine Vollnarkose ist nur eine Option, wenn alle Alternativen ausgeschöpft sind. Sie ist zum Beispiel bei schweren Störungen sinnvoll, die Patienten nicht anderweitig behandeln lassen können oder wollen.
Fazit
Wegen schlechter Zähne oder Zahnarztangst muss sich kein Patient schämen. Sie sind nicht allein! Suchen Sie eine spezialisierte Praxis auf und lassen Sie sich dabei unterstützen, Ihre Furcht zu überwinden. Davon profitieren nicht nur Ihre Zähne, sondern Ihr ganzer Körper.
PD Dr. med. dent. Sönke Harder
(Bildnachweis © Tom Gonsior)
- Spezialist für Implantologie und Prothetik
- Fachgebiete: Implantologie, All-on-4 ™, Augmentationschirurgie, Prothetik, Plastische Parodontalchirurgie
- Privatdozent an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
2011 gründete Dr. Harder gemeinsam mit Dr. Mehl eine auf Implantologie und Prothetik spezialisierte Praxisklinik in München. Seit 2005 ist er an der Erforschung und Weiterentwicklung neuer Implantatsysteme beteiligt, 2011 erhielt er den Camlog Research Award. Außerdem schreibt Dr. Harder regelmäßig für nationale und internationale Fachzeitschriften, hält Vorträge auf zahnmedizinischen Kongressen und ist Co-Autor eines Standardwerkes für Implantatprothetik.