
(Foto: Michael Pohl)
Kulturkommode – Mitreißenden Musik gepaart mit unterhaltsamer Performance
von Martin Hammer
Osterburken. Außergewöhnliche Töne erklangen beim Auftritt von GlasBlasSing in Osterburken. Mit „Flaschmob“ präsentierte das Quartett ein Programm auf, mit und über Flaschen in der Alten Schule. Nachdem die erste Veranstaltung der Kulturkommode in diesem Programmjahr wegen Krankheit des Künstlers sehr kurzfristig abgesagt werden musste, waren Veranstalter wie Zuschauer gleichermaßen gespannt und voll Vorfreude auf diesen Abend mit den vier Jungs aus Berlin, was sich in einem bis auf den letzten Platz gefüllten Saal widerspiegelte.
Musik auf Flaschen zu präsentieren mag vielleicht keine komplett neue Idee sein – mit welcher Kreativität, Vielseitigkeit und Perfektion GlasBlasSing dies auf der Bühne umsetzen, ist allerdings schon etwas Besonderes und etwas, das man im Kleinkunstbereich lange suchen muss. Umso erfreulicher war es, dass es dem Planungsteam der Kulturkommode gelungen war, die Formation nach Osterburken zu holen, denn GlasBlasSing füllt schon lange viel größere Konzertsäle.
Nachdem sich im Jahre 2002 fünf junge Männer der Flaschenmusik verschrieben hatten, touren die Vollbiermusiker durch Deutschland, Belgien, Frankreich und Holland. Zunächst als Straßenmusiker, später dann auf kleineren Bühnen – und schließlich durften sie 2011 sogar bei „Wetten, dass…?“ auftreten. Mittlerweile sind sie als Quartett ebenso erfolgreich unterwegs und begeistern mit ihrer Musik auf ungewöhnlichen Instrumenten und einer gehörigen Prise Humor eine stetig wachsende Fangemeinde.
Nach der epischen Eröffnung des Konzerts mit einem Auszug aus „Also sprach Zarathustra“, machte GlasBlasSing mit dem gerappten „Flaschmob“ und dem umgetexteten „Ding“ sowohl inhaltlich als auch instrumental von Beginn an klar, was Flaschenmusik für die Musiker und Zuhörer bedeutet: ein Abend mit Songs, die ausschließlich auf Glas- oder PET-Flaschen und flaschenähnlichen Behältnissen gespielt werden. Dazu humorvolle Texte, die mit mehrstimmigem Gesang präsentiert werden. Der Kreativität bei der Herstellung ihres Instrumentariums scheint bei den Vier keine Grenzen gesetzt. Da werden Flaschen aller möglichen Tonhöhen geblasen, geschlagen und geploppt.
David Möhring hat als Percussionist ein vollwertiges Stehschlagzeug entwickelt, wobei ihm ein Wasserspender als Base-Drum dient. Andreas Lubert, der als kreativer Kopf des Quartetts auch für die Eigenkompositionen verantwortlich zeichnet, präsentiert beispielsweise eine Cokecaster-E-Gitarre auf PET-Flaschen-Basis. Frank Wegner und Jan Lubert komplettieren das Instrumentarium und den hervorragenden Satzgesang. Perfekt wurden bekannte Songs umgesetzt wie „Shape of you“, Personal Jesus“ oder „Happy“, das mit Percussionseinlagen an Sprühflaschen und Bierkästen bereichert wurde.
Was den Abend von GlasBlasSing außer der mitreißenden Musik zu etwas Besonderem machte, war die unterhaltsame Performance der Vier auf der Bühne sowie der Witz, der in ihren Songtexten aber auch in ihren Ansagen zwischen den Liedern steckt. Von Beginn an war der Kontakt zum Publikum vorhanden, welches beim Song-Memory auch aktiv einbezogen wurde und man spürte und hörte, wie hervorragend unterhalten sich die Zuhörer fühlten. Eindeutig übertrug sich die ausgelassene Stimmung auf der Bühne auch auf alle Begeisterten im Saal.
Kein Halten mehr gab es schließlich beim unglaublich rasant und dennoch perfekt intonierten „Rondo alla turca“ am glockenspielähnlichen „Flachmanninoff“. Überhaupt durfte man bei fast jedem Stück gespannt sein auf neue, spannende und unvorstellbare Instrumenten-Kreationen und man konnte sich nur wundern, wie ein kompletter Getränkemarkt auf eine Kleinkunstbühne passt und dabei doch immer zielsicher nach den richtigen Tönen gegriffen wird. GlasBlasSing gelang das auch an diesem Abend in Osterburken spielend – mit professioneller Flaschenmusik und viel Humor.