Seckach informiert Verkehrsminister Hermann

Bahnhofssanierung, Sprinter und Kurzwenden – Verkehrsminister informierte sich in Seckach über aktuelle verkehrspolitische Themen
 
 
 
 
 Seckach. (tl) Die auf dem Rathausvorplatz gehissten Fahnen ließen es schon vermuten: die Gemeinde Seckach bekam am Dienstag hohen Besuch, denn der Verkehrsminister des Landes Baden-Württemberg, Winfried Hermann, machte im Rahmen seiner Sommertour durch den Neckar-Odenwald-Kreis neben Aufenthalten in Neckarelz und Hardheim auch in der Baulandgemeinde Station.
 
 Als Themenschwerpunkt hatte das Ministerium den landesweiten Dauerbrenner „Sanierung von Bahnhofsgebäuden“ ausgegeben und so zeigte Bürgermeister Thomas Ludwig der Delegation, welcher auch die grüne Landtagsabgeordnete Charlotte Schneidewind-Hartnagel und Landrat Dr. Achim Brötel angehörten, nach deren pünktlicher Ankunft mit der S-Bahn zunächst das Seckacher Bahnhofsgebäude von außen und innen. „Die Aufwertung des südlichen Ortseingangs ist ein Schwerpunkt der städtebaulichen Sanierungsmaßnahme „Ortsmitte Seckach II“, die noch bis Ende 2016 laufen wird“, erläuterte Ludwig, und weiter: „mit der Umgestaltung der Bahnhofstraße und des Freigeländes an der ehemaligen Güterhalle sowie der Sanierung der ehemalige Bahnmeisterei hat die Gemeinde bereits große Brocken bewältigt und der in Kürze beginnende Abbruch der Gebäude auf dem sogenannten Lamm-Areal läutet eine weitere strukturelle Weiterentwicklung ein.“
 
 Das Bahnhofsgebäude wurde im Jahre 1866 gebaut und beherbergte früher neben dem Wartesaal, der Fahrkartenausgabe, der Gepäckannahme und der Bahnhofswirtschaft auch das Postamt Seckach. Mit der Schließung des Fahrkartenschalters endete am 31. März 1992 die öffentliche Nutzung und Mitte der 90-er Jahre wurde der Bau auch insgesamt für Bahnzwecke entbehrlich. Klar, dass die Bahn das Gebäude dann auch veräußern wollte – der Erwerb durch die Gemeinde erfolgte im Jahre 2007. „Das war die richtige Entscheidung“, pflichtete Verkehrsminister Hermann bei, „denn die landesweiten Erfahrungen zeigen, dass ansonsten ungute Entwicklungen eintreten können, die dann von der Kommune nicht mehr aufgehalten werden können.“
 
 


Gruppenbild vor sanierungsbedürftigem Bahnhof. Unsere Aufnahme zeigt von links: Landrat Dr. Achim Brötel, Verkehrsminister Winfried Hermann, Bürgermeister Thomas Ludwig, Kreisrätin Simone Heitz, Hans-Detlef Ott (Vorstandssprecher der Kreis-Grünen), Landtagsabgeordnete Charlotte Schneidewind-Hartnagel und Bürgermeister Jürgen Galm
 
 Im Sitzungssaal des Rathauses angekommen, setzte Bürgermeister Ludwig die Vorstellung der Gemeinde Seckach und der Bahnhofsgeschichte fort. Insbesondere ging er auf die umfangreichen Anstrengungen und Werbeaktionen ein, welche die Gemeinde in den vergangenen Jahren in Sachen „Wiederbelebung des ehemaligen Empfangsgebäudes“ schon unternommen hat. Werbebanner wurden aufgehängt, ein großer Flyer gedruckt und an Firmen, Berufsverbände und Kammern verschickt, eine Städtebauliche Studie und eine Machbarkeitsstudie erstellt, das Bahnhofsfest „Bahnhofs(t)räume“ im Jahre 2012 veranstaltet und vor allem schon mit zahlreichen Interessenten aus den Bereichen Gastronomie, Hotellerie und Catering Gespräche und Besichtigungen durchgeführt. Die verschiedensten Gründe verhinderten aber bislang für den südlichen Teil des mit einer Gesamtfläche von 1.180 qm ausgestatteten Gebäudekomplexes einen konkreten Vertragsabschluss, während sich im nördlichen Teil ein Architekturbüro niederlassen will und im Mittelteil ein Wartesaal für Reisende sowie öffentliche Toiletten geschaffen werden sollen. „Unser Hauptaugenmerk lag schon immer auf der Schaffung von Nutzungsmöglichkeiten für die Reisenden“ hob Bürgermeister Ludwig hervor, „aber auch für die weiteren Flächen brauchen wir natürlich sinnvolle Nutzungen.“ Und zu alledem kostet die Sanierung eines derartigen denkmalgeschützten Gebäudes natürlich viel Geld, welches eine kleine Gemeinde nur sehr schwer aufbringen kann.
 
 
 Verkehrsminister Winfried Hermann lobte zunächst die vielen Anstrengungen der Gemeinde Seckach zur Attraktivierung des Bahnhofsumfeldes unternommen habe und führte dann weiter aus: „Der Bahnhof ist für Zugreisende der erste Eindruck, den sie von einer Kommune mitnehmen. Es wird Ihnen als Gemeinde daher nichts anderes übrig bleiben, als selbst aktiv zu werden. Von der Bahn darf jedenfalls keine Hilfe erwartet werden. Hier handelt es sich um eine Lücke, die der Gesetzgeber im Zuge der Bahnreform vor über 20 Jahren offen ließ: für das Streckennetz sowie für den Nah-, Fern- und Güterverkehr wurde die Privatisierung organisiert, aber um die kleinen und mittleren Bahnhofsgebäude kümmerte sich niemand.“
 
 Bürgermeister Ludwig ergänzte, dass heruntergekommene Bahnhöfe auch ein negatives Licht auf die Verkehrspolitik des Landes werfen. Dem wollte der Minister nicht widersprechen und nahm daher gerne die Anregung mit, diese Fragen auf Kabinettsebene zu thematisieren. Außerdem wurde die Idee entwickelt, ein Netzwerk aller betroffenen Kommunen zu knüpfen und diese von Ministeriums- und Expertenseite zu beraten.
 
 „Bahnhöfe sind auch ein wichtiger Bestandteil der Baukultur in unserem Lande und deswegen gehen diese Fragen nicht nur den Verkehrsminister und die Kommunen etwas an“ meinte Hermann und zeigt sich zuversichtlich, dass eine gemeinsame Kraftanstrengung auch in Seckach zum Erfolg führen wird.
 
 Sodann gab Bürgermeister Thomas Ludwig dem Minister auch im Namen aller weiteren Mitgliedskommunen der Arbeitsgemeinschaft der Neckar-Odenwälder S-Bahnkommunen noch zwei weitere Anliegen in schriftlicher Form mit auf den Weg. Zum ersten geht es um die Wiedereinführung schnellfahrender Züge zwischen dem Osterburken und Mannheim. U.a. schreibt der Bürgermeister: „Für den Streckenabschnitt Osterburken – Mosbach endete die Ära der Schnell- und Eilzüge im Dezember 2003 mit dem Start der S-Bahn RheinNeckar. Zweifelsohne war und ist die S-Bahn ein echter und nachhaltiger Segen für unsere Raumschaft und alle Kommunen, doch das Fehlen eines Zugangebots, das die rd. 100 km lange Distanz von Osterburken bis Mannheim rasch überwindet, hat sich in den letzten Jahren als echter Standortnachteil entpuppt.“ Sodann zieht Bürgermeister Ludwig einen Vergleich zwischen den Fahrzeiten früher und heute. Ergebnis: die S-Bahn ist heute in der Relation Seckach – Heidelberg mit einer Fahrzeit von 78 Minuten zwei Minuten langsamer als die schnellste Verbindung des Jahres 1937 (mit der Dampflok!) und gegenüber 1975 (mit Altbau-E-Loks) sind es sogar 17 Minuten. Gerade in der heutigen Zeit, in der der Faktor „Mobilität“ eine überragende Rolle spielt, sei dieser Rückschritt nicht akzeptabel, zumal alle anderen vergleichbaren ländlichen Regionen Baden-Württembergs über ein solches Angebot verfügen. Weiterhin verweist Ludwig auf die im Jahre 2012 vom Seckacher Arbeitskreis „Wirtschaft“ im nördlichen Kreisgebiet durchgeführte Umfrage „Sprinter oder Halbstundentakt?“, bei welcher sich die klare Mehrheit der 90 Teilnehmer für die schnelle Verbindung aussprach.
 
 Gleichzeitig boten die Antworten auch einen Einblick in die Strapazen, welche viele Pendler tagtäglich zur Erreichung ihres Arbeits- oder Studienplatzes auf sich nehmen. Teilweise war auch zu lesen, dass ohne Verbesserung des Angebotes ein Wegzug wohl unvermeidlich werden würde. Es handelt sich hierbei also nicht zuletzt um ein strukturpolitisches Thema und deshalb fasst der Bürgermeister das Resümee wie folgt zusammen: „Es geht um nichts anderes, als unserem Raum im Wettbewerb mit vergleichbaren Regionen wieder eine echte Chancengleichheit einzuräumen“ und hofft, dass sich das Land Baden-Württemberg schon bald hierzu entschließen kann.
 
 
 


„Die S-Bahn RheinNeckar ist eine Erfolgsstory, aber das Fehlen schnellfahrender Züge von Osterburken nach Mannheim ist in den letzten Jahren zu einem echten Standortnachteil geworden.“
 
 Das letzte Anliegen betrifft das leidige Thema „Kurzwenden“. Hierunter versteht man, dass Züge der S 1 in Richtung Osterburken, die aus dem Kernraum der Metropolregion Rhein-Neckar eine größere Verspätung (20 Minuten und mehr) mitbringen, bereits in Seckach oder sogar schon in Mosbach-Neckarelz auf den Gegenzug wenden, um damit wieder pünktlich zu sein. Für die Reisekette vieler Fahrgäste bringt diese Praxis gravierende Nachteile mit sich. Insbesondere kommt es vor, dass Reisende in Ri. Würzburg ihr Ziel erst zwei Stunden später erreichen, aber auch in der Gegenrichtung ist der Zeitverlust ganz beträchtlich. Aus Sicht der Neckar-Odenwälder S-Bahngemeinden ist dies der falsche Weg. Kundenfreundlicher wäre es vielmehr, die Züge dort zu brechen, wo der dichteste Takt angeboten wird, der größte Fahrgastaustausch stattfindet und die größten Fahrzeugreserven vorhanden sind und dies im Streckenverlauf der S 1 unstrittig in Mannheim Hbf der Fall. In den vergangenen Jahren wurde diese Praxis gegenüber dem betroffenen Verkehrsunternehmen und gegenüber der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) schon vielfach angeprangert, aber es hat sich nichts gebessert. Deshalb fordern die Kommunen das Land Baden-Württemberg nunmehr auf, endlich eine Grundsatzentscheidung zu treffen, die solche Kurzwenden zu Lasten des Ländlichen Raumes ausschließt. Das Land ist der zuständige Aufgabenträger und hat daher das Recht und die Pflicht, die Standards eines zuverlässig funktionierenden SPNV-Angebots zu definieren und durchzusetzen.
 
 „Jeder hat bei uns sein Päckchen zu tragen“ meinte Bürgermeister Thomas Ludwig abschließend augenzwinkernd und überreichte dem Minister zum Abschied noch jede Menge Lesestoff über die Eisenbahngeschichte im Odenwald und im Bauland.

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