Gundolf Belz engagiert sich im Selbsthilfeverein Lebertransplantierte Deutschland e.V. (Foto: Belz)
Billigheim. (pm) Einige Patienten im Neckar-Odenwald-Kreis, hunderte in Baden-Württemberg und tausende Patienten deutschlandweit warten derzeit auf ein geeignetes Spenderorgan. Dass es sich bei der Organ- und Gewebespende um eine wichtige und derzeit stark thematisierte Entscheidung handelt, ist jedem bewusst.
Trotzdem haben einer aktuellen Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zufolge nur ein Drittel der Deutschen ihre Entscheidung in einem Organspendeausweis dokumentiert. Im Todesfall eine schwierige Situation für die Angehörigen, die dann nach dem mutmaßlichen Willen der verstorbenen Person eine Entscheidung treffen müssen.
Anlässlich des Tags der Organspende berichtet Gundolf Belz aus Billigheim, was es bedeutet, auf ein Spenderorgan angewiesen zu sein. Er erhielt im Alter von 51 Jahren eine neue Leber.
Auch Gundolf Belz setzte sich lange Zeit nicht mit dem Thema Organspende auseinander. Erst eine Erkrankung zwang ihn dazu. Bereits im Jahr 1996 kam er auf die Warteliste für Transplantationen, die in drei Stufen unterteilt ist. Mit Verschlechterung seines Gesundheitszustands wurde er 2005 in der Liste höher priorisiert. „Es gab keine Alternative. Eine Organspende ist immer die letzte Möglichkeit“, so Gundolf Belz, der sich nach eingehender Beratung mit seiner Familie für eine Transplantation und ein sicherlich nicht sorgenfreies, aber eben überhaupt das Leben entschieden hat.
„Kein Spender weiß, ob rechtzeitig ein geeignetes Organ zur Verfügung steht. Und auch wenn alle Umstände passen und solch ein großer Eingriff vollzogen wird, kann der Gesundheitszustand danach von sehr schlecht bis sehr gut variieren. Das kann niemand voraussagen“, so Belz. Der dreifache Familienvater ging gerade seiner Leidenschaft, dem Kochen, nach, als ihn der erste Anruf ereilte. Bei einer bevorstehenden Transplantation werden immer zwei potenzielle Empfänger einbestellt, falls ein Patient aufgrund des Gesundheitszustandes nicht operiert werden kann. Für
Belz war der erste Gang in eine Heidelberger Klinik ein „Fehlalarm“. Er betitelt es jedoch lieber als „Generalprobe“. „Dennoch eine schwierige Situation. Wieder zuhause wusste ich nicht, wann der nächste Anruf kommt“, erinnert sich Belz. Es verging ein sehr emotionales Weihnachtsfest ehe dann im Januar 2006 der erlösende Anruf kam. Die Tasche war seit Monaten gepackt. Jetzt musste alles wieder schnell gehen. Der komplexe und nicht ungefährliche Eingriff wurde dann von einem spezialisierten Ärzteteam vorgenommen. Als Gundolf Belz wieder erwachte, habe er sich zunächst einmal gefreut, dass er noch lebe. „Hinzu kam ein unendliches Gefühl der Dankbarkeit, welches auch bis heute anhält“.
Durch die lebenslange Einnahme von Medikamenten wird eine Abstoßung der neuen Leber weitgehend unterdrückt, sodass er mit einer neu gewonnen Qualität wieder am Leben teilnehmen kann. Seit der Transplantation engagiert sich Belz im Selbsthilfeverein Lebertransplantierte Deutschland und unterstützt hauptsächlich mit seinen musikalischen Beiträgen und im Rahmen seiner gesundheitlichen Möglichkeiten diverse Veranstaltungen.
Auch Schulklassen berichtet er gerne von seiner Erfahrung. Ihm ist es ein Anliegen, nicht nur den Patienten auf der Warteliste Mut zu machen oder sich mit Betroffenen auszutauschen, sondern auch in persönlichen Kontakt mit den Angehörigen von Spendern zu treten.
„Eine Krankheit, ein Unfall, der Verlust eines Angehörigen – das Thema Organspende ist nicht so weit entfernt, wie manch einer denkt“, unterstreicht Melanie Rudolf von der Geschäftsstelle der Kommunalen Gesundheitskonferenz des Neckar-Odenwald-Kreises. Auch Priv.-Doz. Dr. Harald Genzwürker, Ärztlicher Direktor der Neckar-Odenwald-Kliniken und Transplantationsbeauftragter, betont: „Ich akzeptiere jede Entscheidung, aber entscheiden Sie sich!“. Der Tag der Organspende sei eine gute Gelegenheit, sich für dieses wichtige Thema Zeit zu nehmen.
Weitere Informationen zur Organ- und Gewebespende sind abrufbar unter www.organspende-info.de. Organspendeausweise sind beispielsweise bei den Krankenkassen und im Internet sowie zukünftig auch am Empfang des Hauptgebäudes des Landratsamtes, Neckarelzer Straße 7, in Mosbach erhältlich.