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Bundesweite Tagung zum Jugendstrafvollzug
Adelsheim. (bd) Erstmals treffen sich in Baden-Württemberg Anstaltsleiter:innen von Jugendvollzugseinrichtungen aus dem gesamten Bundesgebiet, um eine Woche lang zu neuen Entwicklungen und Konzepten im Jugendstrafvollzug auszutauschen.
Im Mittelpunkt der 53. Praktikertagung der „Bundearbeitsgemeinschaft der Jugendanstaltsleiter und besonderen Vollstreckungsleiter“ wird das Thema „Psychisch auffällige und andere junge Gefangene mit besonderem Behandlungsbedarf“ stehen.
Zur Auftaktveranstaltung, die am Montag in der DHBW in Mosbach stattfand, konnte Katja Fritsche, Anstaltsleiterin der gastgebenden Justizvollzugsanstalt Adelsheim, und ihr Berliner Kollege Bill Borchert, Sprecher der BAG, rund 30 Anstaltsleiter:innen aus 15 Bundesländern und Jurist:innen aus den lokalen Justizbehörden, darunter Landgerichtspräsidentin Kretz und Leitenden Oberstaatsanwalt Dr. Kienle, begrüßen.
Die thematische Einstimmung oblag dem kriminologischen Dienst der JVA Adelsheim. Dr. Wolfgang Stelly und Dr. Jürgen Thomas betrachteten „Jugendstrafgefangene im Wandel der Zeit: immer schwieriger oder nun anders?“ aufgrund ihrer eigenen Forschungen und dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis, bevor Landrat Dr. Achim Brötel gewohnt kurzweilig die Gäste im Neckar-Odenwald-Kreis willkommen hieß.
Der Dienstag führte die Tagung in die Adelsheimer Jugendstrafanstalt, wo zunächst Dr. med. Matthias C. Michel, Ärztlicher Direktor des ZfP Weissenhof in Weinsberg, und der konsiliarisch in der JVA Adelsheim tätige Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -Psychotherapie Dr. Michael Roth, Vorträge zum Schwerpunktthema psychische Auffälligkeiten hielten, bevor die Teilnehmer:innen, darunter auch Amtsgerichtsdirektor Klaus Schrader die Anstaltsbeiräte Ralph Gaukel und Bürgermeister Wolfram Bernhardt.
Eine unmittelbare Vorstellung der Konzepte und Praxis der besonderen Behandlungsprojekte STABIL, „Your Future“ und „Project Connect“ in der JVA Adelsheim konnte bei den nachfolgenden Führungen durch die Projekthäuser gewonnen werden, wobei besonders das von der Baden – Württemberg – Stiftung geförderte Theaterprojekt „Frei(T)raum“ mit dem Theater Konstanz im Haus Q für psychisch und psychiatrisch auffällige Gefangene enorme Beachtung fand.
„Die Vielfalt und das Engagement im baden-württembergischen Justizvollzug hat uns heute den ganzen Tag über begleitet. Wir waren wirklich berührt und angetan von vielen vielen Kollegen, die uns in vielen Einzelprojekten ihre Arbeiten nähergebracht haben, insbesondere auch den Inhaftierten, die uns heute wirklich nochmal ganz besondere Erlebnisse verschafft haben und dafür danken wir sehr herzlich“ lobte BAG – Sprecher Bill Borchert das von Fritsche und ihrem Stellvertreter Dr. Nikolas Blanke federführend gestaltete Programm.
Weitere Höhepunkte der Tagungswoche waren am Mittwoch der Empfang im Ministerium der Justiz und für Migration Baden-Württemberg in Stuttgart durch Ministerin Marion Gentges, die das Engagement der bundesweit im Jugendvollzug Verantwortlichen lobte und die Vielfalt der Ideen wertschätzte (siehe anliegende Aufnahmen).
Danach begaben sich die Teilnehmer:innen zu einer Führung und Vorträgen zu den Themen „restorative justice“ und „Täter-Opfer-Ausgleich“ ins Seehaus Leonberg, das seit 2003 „Jugendstrafvollzug in freien Formen“ praktiziert.
Am Donnerstag führt eine Exkursion nach Mannheim, wo das Haus des Jugendrechts sein Konzept und seine Tätigkeit vorstellen wird.
Getrennte Tagungen der Jugendanstaltsleitungen und der besonderen Vollstreckungsleitungen beschließen am Freitag in der DHBW die Arbeitswoche, bevor Oberbürgermeister Julian Stipp die Gäste aus seiner Stadt, die schon am ersten Tagungsabend viele Komplimente bekam, verabschieden wird.