„Das krisenfeste Klassenzimmer“

(Foto: pm)

Im Gespräch mit SPD-Bildungspolitiker Dr. Stefan Fulst-Blei

Neckar-Odenwald-Kreis. (kw) Bereits im Juni 2020 hat MdL Dr. Stefan Fulst-Blei, der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, ein Positionspapier zum Thema „Das krisenfeste Klassenzimmer“ verfasst. Die Landtagskandidatin Dr. Dorothee Schlegel hat sich daher besonders gefreut, dass der er der Einladung zu der Videokonferenz „Das krisenfeste Klassenzimmer“ gefolgt ist.

Stefan Fulst-Blei beleuchtete, was bisher geschah oder auch versäumt wurde. Zu dieser Videokonferenz begrüßte Dorothee Schlegel neben dem Landespolitiker als Gesprächspartner auch den Gymnasiallehrer Jürgen Mellinger und zahlreiche Lehrkräfte, Elternvertreter, Eltern und an Bildung Interessierte.

Fünf Thesen standen im Mittelpunkt des frühere Mannheimer Berufsschullehrers, die in der „Chaoswoche“, in der es auch um die (Nicht-)Verlängerung der Weihnachtsferien ging.

Zu einen hat er bereits im Frühsommer die Kultusministerin darauf aufmerksam gemacht, für das Schuljahr 2020/2021 klare Konzepte zu erarbeiten zu Präsenz-, Fern-, Wechsel- und Hybridunterricht und Stufenpläne. Lehrkräftefortbildung, Aussagen zu Kern-Lehrplänen, weitere Fördermöglichkeiten von Schülerinnen und Schülern, Anmietung zusätzlicher Räume. Die Konzepte blieben aus.

Zum Zweiten kam der Herbst, die digitale Lernplattform Ella war eine völlige Fehlsteuerung. „Wir starten wieder bei Null und haben 10 Mio. Euro und 3 Jahre Zeit verloren“. Nach und nach kommen Geräte an die Schulen, nachdem die SPD im Bund den DigitalPakt angestoßen hat und Geld aus Berlin zugesagt wurde. Aber die Breitbandverbindungen fehlen und der Umgang mit dem digitalen Lernen geschieht auch nicht von heute auf morgen.

Drittens schafft das neue Programm auch Datenschutzprobleme. Die Verantwortung wurde an die Schulen abgegeben, anstelle vom Ministerium eine einheitliche Regelung zu treffen. Die Pflege der Geräte, die Administration könnten Fachinformatiker übernehmen, die jedoch nur ½-Jahresverträge erhalten. Nun ist Winter – Lüften oder Luftfilter, das ist sowohl ein Kosten-, als auch ein Gesundheitsthema. Bayern investiert hier und Baden-Württemberg wartet.

Ein viertes Problem seien die Freitagabends angekündigten neuen Regelungen, die montags bereits umgesetzt werden sollen. Eine Entlastung für Lehrkräfte wäre angebracht, ob durch die Einstellung von 1000 Lehrkräften, die da sind und für die auch das Geld da ist. In den Ferien waren es die Lehrkräfte, die Lernbrücken angeboten haben. Jetzt wäre ein landesweites Nachhilfeprogramm angesagt, auch in Kooperation mit Volkshochschulen.

Im Blick auf das Frühjahr, in dem wieder Abschlussprüfungen anstehen, erwartet er abschließend Konzepte und nicht nur Versprechungen. Jürgen Mellinger dankt zu Beginn seines Berichts aus dem Schulalltag den Schulleitungen, die wahre Herkulesaufgaben zu bewältigen haben, der Lehrerschaft, die motiviert und einen großen Durchhaltewillen zeigt und lobt die Schüler, die bei all den Veränderungen mitziehen, mit Maske und Jacke im Unterricht zu sitzen. „Präsenzunterricht ist der beste Unterricht. Wir haben gute Hygienekonzepte und halten uns daran. Was fehlt, sind Verlässlichkeit und WLAN.“

In der von Schlegel moderierten Diskussion wurde über mögliche Stoffreduzierung, fehlende Bewegungsangebote, über Abschlussklassen und neue Prüfungsformate, Lernplattformen und Wechselunterrichtsmodelle diskutiert. Sehr wichtig für die „Corona-Jahrgänge“ seien Schulsozialarbeiter und -psychologen als Begleiter für die Lehrkräfte, Schülerschaft und Eltern.

Denn es fehlen als Ausgleich zur Schule die Vereine, das gemeinsame Sporttraining oder Musizieren. Fulst-Blei betonte, hier im Schulausschuss stetig nachzuhaken und Vorschläge einzubringen, was Landtags-Kollege Georg Nelius, per Telefon an der Konferenz teilnehmend, ebenfalls zusagte.

Fulst-Blei versprach, sich um die in der Diskussion aufgekommenen Fragen zu kümmern und gerne ein weiteres Mal Rede und Antwort zu stehen.

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