Kinder müssen optimal gefördert werden

22.04.10

MdL Nelius im Gespräch mit Erzieherinnen und Eltern

(Foto: privat)

Neckar-Odenwald-Kreis. Auf Einladung des Landtagsabgeordneten Georg Nelius aus Mosbach kamen zur Sondervorstellung des Films „Lisette und ihre Kinder“ ins Kino Neckarelz ca.100 Interessierte aus dem ganzen Neckar-Odenwald-Kreis.

Der Dokumentarfilm zeigt ein Kindergartenjahr des „kleinen Kindergarten“ in Vaihingen, der aus einer Elterninitiative entstanden ist. Einen Architekturwettbewerb würde die Holzhütte mit den roten Fensterläden wohl nicht gewinnen, aber wenn Lisette sagt: „Ich sehe die Kinder wie sie sind. Sie sind da und sie sind willkommen“,

dann wird schnell klar, was in ihrem Kindergarten im Vordergrund steht. Die zwölf Persönlichkeiten können sich in diesem Umfeld gemäß ihrem eigenen Tempo entwickeln, ihr Ideen ohne Eile umsetzen. Sie fördert durch ihre ruhige und bescheidene Art die Kreativität der Kinder und es findet jeder Charakter seinen Platz, bekommt Raum für seine persönlichen Bedürfnisse und Fähigkeiten.

An diesem Abend wurde nicht nur der Film gezeigt, sondern es waren auch die Namensgeber des Films, Lisette Siek-Wattel, die Regisseurin Sigrid Klausmann-Sittler und Georg Nelius da, die im Anschluss zur Diskussion einluden, was von den Anwesenden ausgiebig genutzt wurde.

Einig waren sich fast Alle, dass die Gruppengrößen in Kindergärten ein entscheidender Faktor für das Gelingen von Kindergartenarbeit sei. Lisette räumte während der Diskussion ein, dass es eben in der gängigen Praxis, bei großen Gruppen, schwer ist, sich jedem einzelnen Kind in der erforderlichen Intensität zu widmen.

Genau dies wollte die Regisseurin mit ihrem Film zum Ausdruck bringen. Sigrid Klausmann-Sittler: „ Ich wollte den Menschen in unserem Erziehungssystem Hoffnung geben, ihnen zeigen, dass Kindergarten auch anders geht und es durchaus möglich ist, Kinder individuell aufwachsen zu lassen, jenseits von pauschalen Bildungs- und Erziehungsplänen. Ihre drei Kinder waren alle bei Lisette im Kindergarten.“

Ein großer Kritikpunkt der Anwesenden war auch, dass in den letzten Jahren sowohl im Kindergarten, als auch im gesamten Bildungssystem immer stärker versucht wird möglichst rasch und effizient die Kinder heranzuziehen.

Dies wurde von Lisette bestätigt: „In meinen Augen kann eine gute Entwicklung von Kindern nur erreicht werden, wenn auf ihre individuellen Bedürfnisse, ihre Stärken und ihre Schwächen eingegangen wird und nicht durch einen praxisfernen Orientierungsplan. Vielen Kindern fehlt es bei der Einschulung nicht an Wissen, sondern an einfachen Schlüsselfertigkeiten im sozialen Umgang miteinander. Dazu sei aber vor allem Zeit für die Kinder notwendig.“

Aus diesem Grund hält sie auch nichts von einer weiteren „Akademisierung“ des Kindererziehungswesens. „Auf die Arbeit mit den Kindern kommt es an und nicht auf die Erziehung durch zu theoretisches Wissen“ ergänzt Sigrid Klausmann-Sittler hier.

Die Fachkräfte zeigten sich nach dem Film sehr beeindruckt und reflektierten in der anschließenden Diskussion ihren eigenen Arbeitsalltag. Für sie war klar, dass der Film nicht den Alltag eines normalen Kindergartens zeigt. Die Gruppengröße bei Lisette lag immer bei ca. 10 Kindern, in der Realität der meisten Kindergärten sind es 25 Kinder, was eine individuelle Förderung unmöglich macht. „Wir würden uns gerne mehr zurücknehmen und die Kinder in ihrem Verhalten beobachten, um dann einzugreifen, so wie es Lisette machte, aber das ist in unserem Alltag unmöglich“, so das Fazit einer Erzieherin. Für den SPD-Landtagsbgeordneten Georg Nelius ist klar, dass die Rahmenbedingungen einfach nicht zu den Anforderungen passen. Er will mehr Personal, einen schnelleren Ausbau der Kleinkindbetreuung und dass der Orientierungsplan nicht an der finanziellen Situation der Kommunen scheitern darf. Die entsprechenden SPD-Anträge wurden bisher im Landtag abgelehnt.

Gegen Ende der Diskussion bringt es Georg Nelius auf den Punkt: „ Es muss endlich ein Umdenken in der Kindererziehung stattfinden, wir müssen Kinder wieder stärker als bisher Kind sein lassen. Wir müssen sie ganzheitlich betrachten, fördern und vor allem gemäß ihren Fähigkeiten aufwachsen lassen.

Dass dieser Film für ausreichend Gesprächsstoff sorgte, zeigte sich am Ende der Veranstaltung. In kleinen Gruppen wurden noch gesprochen und diskutiert. Der Veranstalter, Georg Nelius, zog für diesen Abend eine positive Bilanz. „Es gab viele Anregungen von allen Seiten und Stoff für einen gute Diskussion. Nun gilt es die Diskussion weiter in die Gesellschaft hineinzutragen.“

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