(Foto: Liane Merkle)
Zimmern. (lm) Nicht enden wollender Beifall im Dorfgemeinschaftshaus Zimmern sprach für sich und bestätigte zweifelsfrei, wie unglaublich das Publikum im bis auf den letzten Platz besetzten Saal die Reise nach Rio mit dem Blechbläserquintett „Brass in the Five“ und dem Pantomimenkünstler Csaba Méhes genossen hatte. Es war die vermutlich ungewöhnlichste und denkwürdigste Weltreise, die jemals vom Odenwald bzw. Bauland aus unternommen worden war.
Da wurde schon mal die Tuba als Kamera missbraucht oder die Posaune als Luftpumpe oder „Weinschlauch“. Überhaupt war es nicht nur erstaunlich wie viel man mit so wenigen Requisiten zum Ausdruck bringen kann. Die Instrumentenkoffer dienten je nach Position mal als Bus, mal als Flugzeug oder Raumschiff bei dieser denkwürdigen Reise, die seltsamerweise von allen überlebt wurde, die aber auch deutlich machte, dass sich „Brass in the Five“ nicht nur aus begnadeten Musikern, sondern auch aus glaubwürdigen Schauspielern zusammensetzt.
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[nggallery id=55] (Fotos: Liane Merkle)
Alle fünf sind sie Absolventen der Musikakademie Budapest und gefragte Mitglieder mehrerer Orchester, dazu Solisten, Lehrer, Dozenten. Tamás Tóth (Trompete), László Simai (Trompete), Peter Soós (Horn), Belá Koppányi (Posaune) und Tibor Takács (Tuba) trafen als abgebrannte „Straßenmusikanten“ auf Csaba Méhes, der in seiner Wandlungsfähigkeit nicht nur die Reiseleitung übernahm, sondern in Spanien als feurige Flamenco-Tänzerin ebenso brillierte wie als Torrero, in Russland nutzte sein Überlebenstraining, in Japan die Höflichkeit, in der Schweiz rettete er die Situation durch die Milka-Kuh und in Italien entpuppte er sich als temperamentvoller Spaghetti-Schleuderer und leidenschaftlicher Tenor, auf dem Mars ließ er sich musikalisch zum friedlichen Fahnentausch überreden und in Schottland war er für alle Vorreiter in Sachen Dudelsack.
Während der Schiffsreise nach Südamerika entgingen die sechs nur knapp dem Tod durch Ertrinken und endlich in Rio angekommen, kam das Schlagzeugertalent des Pantomimenkünstlers ans Tageslicht. Zwar war die Geschichte sehr deutlich ohne Worte für alle verständlich, dennoch spielte die Akustik eine entscheidende Rolle. Ob durch unverkennbare Background-Geräusche, rhythmische Gesänge, die z. B. in Lokomotivengeräuschen endeten, die Kennzeichnung der Länder durch entsprechende Musikstücke. Tatsächlich bewies dieser kurzweilige zweite Teil des Programms nicht nur die Genialität von Csaba Méhes in Sachen Mimik, Gestik, Schauspielkunst und Musikalität, sondern auch die Vielschichtigkeit der fünf Profimusiker, die ihre Virtuosität bereits im ebenso kurzweiligen, jedoch ernsthafteren ersten Teil des Abends demonstriert hatten.
Dabei zeigten sie ihr Können mit Werken vom Barock bis zur Moderne, von Georg Friedrich Händels „Gloria“ und Johann Sebastian Bachs „Fuge g-moll“ über Ausschnitte aus der „Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart, die temperamentvolle „Ungarische Rhapsodie Nr.2“ von Franz Liszt und den „Ungarischen Tanz Nr. 6“ von Johannes Brahms bis zum „The Saint’s Hallelujah“ von Luther Henderson, das sich sehr stark an Händels Messias orientiert. Über dreihundert Jahre Musikgeschichte waren da in einer knappen Stunde hör- und fühlbar. Und zwar in einer Klangreinheit, die ihresgleichen suchen muss. Insgesamt genoss das Publikum nahezu drei Stunden Unterhaltung vom Feinsten und die Bewirtung durch den Förderverein der Musikschule Bauland, nachdem Bürgermeister Thomas Ludwig die Gäste im Namen von Reinhard Scheible begrüßt und die Künstler vorgestellt hatte.