Rück- und Ausblick beim LEV

 Streuobstbestände und Magerwiesen rund um den Wartturm bei Buchen entwickeln sich mittlerweile zu einem Leuchtturmprojekt. (Foto: pm)
(pm) Beim Landschaftserhaltungsverband Neckar-Odenwald-Kreis e. V. (LEV) fand die jährliche Mitgliederversammlung das zweite Mal in Folge als Videokonferenz statt. Ergänzend dazu haben die Mitglieder im Anschluss Gelegenheit ihre Stimme zu der üblichen Entgegennahme, Wahlen sowie der Entlastung des Vorstands über ein Umlaufverfahren schriftlich abzugeben.

Der erste Vorsitzende des LEV Landrat Dr. Achim Brötel konnte viele Mitglieder und Freunde aus Kommunen, Behörden und Verbänden begrüßen. So auch das neue Vorstandmitglied Peter Baust, der künftig als Nachfolger von Berthold Weigand den Landesnaturschutzverband im Gremium vertreten wird. Somit ist der Vorstand wieder drittelparitätisch besetzt mit je drei Personen aus dem Kreis der Kommunen, der Landwirtschaft und des Naturschutzes.

Großen Raum bei der Veranstaltung nahm der Tätigkeitsbericht 2021 und die Vorstellung des Arbeitsprogramms 2022 durch Geschäftsführer Matthias Jurgovsky ein. Jurgovsky erläuterte einige aktuelle Herausforderungen und Themen, die im aktuellen Geschäftsjahr 2022 die Vereinsarbeit prägen werden.

Biotopverbundbotschafterin Luisa Klingmann ist mittlerweile dauerhaft beim Landschaftserhaltungsverband angestellt. Sie wirbt derzeit bei den Kommunen im Landkreis, eine zu 90 Prozent vom Land geförderte Biotopverbundplanung anzugehen.

Die ersten Kommunen stehen in den Startlöchern, um mit Hilfe der Planung das gesetzlich vorgegebene Ziel einer Erhöhung des landesweiten Biotopverbunds im Offenland bis zum Jahr 2030 auf 15 Prozent auszuweiten. Für die Umsetzung von Maßnahmen gibt es verschiedenen Fördermöglichkeiten aus der Landwirtschaft und auch die Möglichkeit, sinnvolle Ausgleichsmaßnahmen zu schaffen.

Wie in fast ganz Baden-Württemberg gingen in den vergangenen Jahrzehnten viele nach der FFH-Richtlinie geschützte Heuwiesen und Magerrasen verloren. Grund war und ist neben der Intensivierung als Silagewiesen v. a. auch die Nutzungsaufgabe aufgrund der oft schwierig zu bewirtschafteten Grünlandschläge.

Hier setzt der LEV an und versucht gemeinsam mit Landwirten diese Flächen wieder freizupflegen und in Nutzung zu bringen. Dabei greift der LEV auf die bestehenden Fördermöglichkeiten des Landes zu und organisiert die Maßnahmen.

Als letzten Punkt nannte Jurgovsky die neue Agrarförderperiode mit einer zu erwartenden neuen Ausgestaltung des Förderprogramms der Landschaftspflegerichtlinie Baden-Württemberg ab 2023. Der LEV hofft, dass das Förderprogramm fortgeführt wird und gut ausgestattet bleibt.

Das Geschäftsjahr 2021 war geprägt durch über 100 Verträge nach der Landschaftspflegerichtlinie zwischen dem Landwirtschaftsamt und Landwirten, welche der LEV vorbereitet und fachlich betreut hat. Dabei sind auch besondere Maßnahmen auf Ackerflächen bei Gerichtstetten mit dem sehr seltenen und europaweit geschützten Gras „Dicke Trespe“ als Zeiger für eine einst reiche Ackerbegleitflora. Die Bewirtschafter zeigten hier viel Interesse, im Sinne des Artenschutzes tätig zu werden.

Ebenso gab es interessante Maßnahmen für weitere gefährdete Arten wie dem Schmetterling „Dukatenfalter“ bei Reisenbach oder die Libellenart „glänzende Binsenjungfer“ am Eicholzheimer See bei Heidersbach.

Die Streuobstbestände und Magerwiesen rund um den Wartturm bei Buchen entwickeln sich mittlerweile zu einem Leuchtturmprojekt mit einem hohen Struktur- und Artenreichtum. Dort lag ebenfalls ein Schwerpunkt der LEV-Arbeit im vergangenen Jahr.

Im Anschluss an den Geschäftsbericht 2021 stellte Geschäftsführer Jurgovsky das umfangreiche Arbeitsprogramm für 2022 vor. Geplant ist die Umsetzung von Maßnahmen in weiteren FFH-Teilgebieten. So im Gewann Röten bei Mörtelstein mit vielen Magerrasen- und Mähwiesenflächen.

Den Trockenhang zwischen Neckarzimmern und Haßmersheim oberhalb des parallel verlaufenden Neckars und der Bahnlinie hatte man aufgrund der starken Gehölzsukzession bereits aufgegeben. Durch die besseren Fördermöglichkeiten im Rahmen des landesweiten Biotopverbunds hoffen der LEV gemeinsam mit den Kommunen und anderen Akteuren die wertvollen Trockenmauern und Grünlandstrukturen wieder freistellen zu können. Auftakt soll im Herbst 2022 sein, sofern die Eigentümer zustimmen.

Herr Jurgovsky warb nochmals für das vom LEV geförderte Klassenzimmer im Grünen, bei dem Streuobstpädagogen in Grundschulklassen Wissen vermitteln.
Mit fachlicher Unterstützung des LEV haben drei Kommunen im Neckar-Odenwald-Kreis einen Antrag auf Förderung von Biodiversitätspfaden eingereicht und mittlerweile bewilligt bekommen.

Nun hofft man in Buchen, Götzingen und Neckarzimmern in den nächsten Monaten in die Umsetzung gehen zu können.
Geplant sind auch wieder öffentliche Landschaftspflegetage u. a. in Bödigheim, Neckarzimmern und Haßmersheim.

Mit einem großen Dankeschön an die Mitglieder, dem Vorstand und die Geschäftsstelle und vor allem an die vielen Akteure schloss Landrat und erster Vorsitzender Dr. Achim Brötel die Mitgliederversammlung. Im nächsten Jahr hoffen alle wieder in Präsenz tagen zu können mit der sonst üblichen Exkursion im Anschluss.

Der Geschäftsbericht 2021 des Landschaftserhaltungsverbands ist eingestellt unter www.neckar-odenwald-kreis.de .

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